«Ein ungewohntes Geräusch schreckt uns mitten in der Nacht auf. Es raschelt, zischt und klopft. ‹It’s me, Dawa. I am shaking the snow off your tent!›, höre ich unseren Guide sagen. Am Vorabend hat es zu schneien begonnen. Damit wir nicht erdrückt werden, steht er auf und befreit unser Zelt vom Schnee.» Unsere Mitarbeiterin Bettina Lendi erzählt von ihrer fünfwöchigen Trekkingreise, die sie im Frühling 2024 mit ihrem Partner und einem Begleit-Team durch Dolpo nach Mustang bringt. «Ein gutes Gefühl, so umsorgt zu werden.»
Der Morgen präsentiert sich in seltener Pracht: Die Sonne leuchtet über der verschneiten Landschaft und taucht das kleine Dorf Ringmo und den tiefblauen Phoksundo-See in märchenhaftes Licht.
Während unser Team im Küchenzelt das Frühstück zubereitet, machen wir einen kleinen Foto-Spaziergang auf den nahen Hügel mit den drei typischen Stupas. Wir wollen die eindrückliche Morgenstimmung an diesem besonderen, heiligen Ort geniessen.
«Es raschelt, zischt und klopft. ‹It’s me, Dawa. I am shaking the snow off your tent!›, höre ich unseren Guide sagen. Am Vorabend hat es zu schneien begonnen. Damit wir nicht erdrückt werden, steht er in der Nacht auf und befreit unser Zelt vom Schnee.»
Alles weiss: Die Sonne leuchtet über der verschneiten Landschaft und taucht das kleine Dorf Ringmo und den tiefblauen Phoksumdo-See in märchenhaftes Licht.
Ins Mittelalter versetzt
Der Schnee schmilzt schnell in der trockenen Luft auf 3600 Metern. Noch vor dem Mittag löst sich die weisse Pracht auf und wir verbringen unseren Ruhetag am Strand des magischen Phoksundo-Sees.
Derweil nutzen die Einheimischen die wenige Feuchtigkeit des nächtlichen Schneefalls und pflügen emsig ihre kargen Felder. Mit dem Handpflug und Ochsen oder Yaks als Motor versteht sich. Wir fühlen uns ins Mittelalter versetzt.
Die Menschen leben meist nur ab Frühjahr und bis im Herbst in ihren im tibetischen Stil erbauten Steinhäusern im Dolpo. Die restliche Zeit des Jahres verbringen sie in «wärmeren» Gefilden, in der Gegend von Pokhara oder von Kathmandu.
Ins Mittelalter versetzt: Die Einheimischen pflügen ihre Felder mit Ochsen oder Yaks und mit viel Handarbeit.
Hier lässt es sich ruhen: Am Strand des tiefblauen Phoksumdo-Sees.
Wie alles beginnt
Vor zwei Wochen setzt uns ein grosser Jeep in Dhorpatan auf 2800 Metern am Fuss des Himalaya mit Sack und Pack ab. Seither sind wir zu acht unterwegs:
1 Guide
1 Aspirant
1 Koch
2 Küchenhilfen
1 Maultiertreiber mit seinen 6 Maultieren
Mein Partner und ich
Da die Versorgung in dieser abgelegenen Gegend sehr spärlich ist, kauft unser Koch die meisten Lebensmittel in Kathmandu ein. In Kisten und Säcke verpackt und zusammen mit zwei Helfern bringt er die Lebensmittel mit dem öffentlichen Bus zu unserem Ausgangspunkt.
Unterwegs können wir ab und zu Kartoffeln, Reis, Eier und Futter für die Maultiere kaufen. In den Gegenden unter 3000 Metern gibt es sogar etwas Gemüse.
Kräuterschnaps und Schokolade
Das gesamte Campingmaterial und die Küchenausrüstung stellt uns unsere Agentur zur Verfügung und wird ebenfalls aus der Hauptstadt mitgebracht. Unsere privaten Trekkingtaschen wiegen je etwa 12 bis 15 Kilo. Darin verstauen wir jeden Morgen unsere warmen Schlafsäcke, die Isomatten und die Daunenjacken.
Weiter gehören Ersatzkleider, Lesestoff, eine grössere Reiseapotheke, ein kleines Fläschchen Kräuterschnaps von meinem Vater und genügend Schweizer Schokolade, zum Verschenken und zum Eigengebrauch, mit ins Gepäck. Im Tagesrucksack transportieren wir Sonnen- und Regenschutz, eine warme Jacke, Getränke und Snacks für unterwegs und die Fotoausrüstung.
Gut packen ist das A und O bei einem Trekking. Auf Bettinas Trekking tragen sechs Maultiere das ganze Material. «Den Tagesrucksack trägt jeder Reisende selbst.»
Die achtköpfige Trekking-Crew. Auf dem Bild fehlt einzig der Küchenhelfer, der das Bild knipst.
Von früh bis spät
Den Ruhetag in Ringmo verdienen alle. Während wir Tourist*innen «nur» wandern und daneben rundum bedient werden, ist unser Team von früh bis spät am Arbeiten: Wasser kochen, Frühstück zubereiten, Camp abbauen, Maultiere beladen, Küchenutensilien in grosse Tragkörbe verstauen, loslaufen, Mittagessen kochen, abwaschen, weiterlaufen.
Gegen Abend suchen wir jeweils den idealen Lagerplatz. Welcher es sein soll, bestimmt der Koch. Denn er ist für sauberes Wasser verantwortlich. Danach baut das Team das Camp auf, bereitet das Nachtessen vor und wir planen die nächste Tagesetappe.
Zu einer kleinen Familie zusammenwachsen
Trotz den anstrengenden, langen Tagen ist die Stimmung gut. Wir lachen viel, wir singen und spielen. Niemand beklagt sich. Alle sind froh, für Tourist*innen arbeiten zu dürfen, da der Verdienst besser ist als in den meisten anderen Jobs. Der Kontakt zu uns eröffnet neue Perspektiven und Einblicke in die westliche Welt, die die meisten nur digital kennen.
Ebenso für uns ist der Austausch wertvoll. Ohne unsere Begleiter blieben uns so viele Bräuche fremd, Türen verschlossen und Naturwunder verborgen. Auf dem Trekking begegnen wir uns auf Augenhöhe und wachsen zu einer kleinen Familie zusammen. So macht «Entwicklungshilfe» Spass.
Typische Szene auf einem Zelt-Trekking: Das aufgebaute Zeltlager. Wo es jeweils aufgebaut wird, bestimmt der Koch. Er ist für sauberes Wasser zuständig.
«Ohne unsere Begleiter blieben uns so viele Bräuche fremd, Türen verschlossen und Naturwunder verborgen», erzählt Bettina, die auf Nepal-Reisen immer Seifenblasen im Gepäck hat.
Digital Detox
Die nächste Etappe führt uns auf einem schmalen Pfad und mit überwältigender Aussicht dem Phoksumdo-See entlang. Wir lassen die Zivilisation für die nächste Zeit noch weiter hinter uns und dringen tief ins Obere Dolpo ein. Hierhin reicht das zwar mittlerweile gut ausgebaute, nepalesische Telefonnetz noch nicht hin und wir wissen, dass wir das Handy nur zum Fotografieren brauchen.
Drei Wochen «Digital Detox» – wie befreiend, sich auf das Wesentliche konzentrieren zu dürfen. Für medizinische Notfälle haben wir aber ein Satellitentelefon und eine gut ausgestattete Reiseapotheke dabei.
Vollkommene Ruhe
Wir wandern über sechs teils über 5000 Meter hohe Pässe und durch weite Täler. Die kleinen Dörfer sind im traditionellen Stil erbaut, die Klöster urtümlich und archaisch. Das Leben der Menschen ist von der tibetisch-animistischen Bön-Religion geprägt.
Zwei Tage folgen wir einer teilweise verschütteten Schotterstrasse, wo ab und zu ein Motorrad oder ein vollbeladener Traktor vorbeifährt. Durchgangsverkehr gibt es keinen und während der restlichen Zeit stört kein Motorengeräusch die Ruhe des Himalaya.
Diese Bauten heissen «Chörten» und sind in dieser Art, wie auf dem Bild, typisch für die Region Dolpo und Mustang. Sie dienen als Gebetsorte. Es gibt verschiedene Gründe, warum sie genau dort stehen, wo sie stehen. Zum Beispiel wegen der dort speziellen Sicht auf die Bergwelt oder weil ein bestimmter Mönch oder ein Lama immer an diesen Platz zum Meditieren ging.
Digital Detox: Je nach Ort gibt es keinen Handyempfang unterwegs. «Es ist befreiend, sich nur auf das Wesentliche konzentrieren zu dürfen.»
Die langersehnte Dusche
Nach fast fünf Trekkingwochen im Zelt und einem letzten weglosen und abenteuerlichen Pass erreichen wir Lo Manthang, den ehemaligen Königssitz und Hauptort des Mustang-Gebietes.
Nach der langersehnten Dusche – ich kann mich zugegebenermassen kaum mehr trennen ;-) – schlendern wir fast etwas verwirrt durch die Strassen, die von Hotels, Restaurants und Souvenirshops gesäumt sind. Etwas wehmütig versuchen wir, uns wieder an die Reize des «anderen» Alltags zu gewöhnen.
Erholung pur
Nichts zu müssen ausser am Morgen die Matte zusammenzurollen, den ganzen Tag zu Fuss unterwegs zu sein, die fantastische Bergwelt zu geniessen, meinen Gedanken nachzuhängen und am Abend im Zelt in den warmen Schlafsack zu kriechen – das alles bedeutet für mich Erholung und Leben pur.
«Nach fast fünf Trekkingwochen im Zelt und einem letzten weglosen und abenteuerlichen Pass erreichen wir Lo Manthang in Mustang.»
Facts and Figures von Bettinas Trekkingreise
Einsame, wenig begangene Route im westlichen Nepal: Vom Vorgebirge ins Untere und Obere Dolpo und weiter ins Obere Mustang
Permits: Eines für das Jagdgebiet Dhorpatan (einziges Jagdreservat Nepals), zwei für Nationalparks, drei Spezialbewilligungen für Dolpo und Mustang
Strecke im Fahrzeug: Kathmandu – Pokhara – Dhorpatan und Lo Mantang – Jomosom – Pokhara
Strecke im Flugzeug: Pokhara – Kathmandu
Strecke zu Fuss: Dhorpatan – Dunai (Dolpo) – Phoksumdo – Shey Gompa – Saldang – Charkha Bhot – Lo Mantang (Mustang)
32 Zeltnächte
Ca. 300 Kilometer zu Fuss
Ca. 20’000 Meter Aufstieg
Ca. 19’000 Meter Abstieg
5 Ruhetage
Tipps und Tricks für ein Zelttrekking in Nepal
Die Voraussetzungen
Wandern, Joggen, Radfahren – eine solide Grundfitness ist oft besser als Extremsport
Durchhaltevermögen – ein paar Wochen ohne festes Dach über dem Kopf zehrt an den Kräften
Respekt und Offenheit – die Einheimischen sind genau so an uns interessiert, wie wir an ihnen
Flexibilität – die Natur regiert auch in Nepal
Bei einem Trekking braucht es unter anderem Durchhaltevermögen. Ein paar Wochen ohne festes Dach über dem Kopf zehrt an den Kräften.
Was unbedingt ins Gepäck gehört
Bequeme, warme Wanderschuhe – schneien kann es zu jeder Jahreszeit
Daunenjacke – eingekuschelt lässt sich das Abendessen im Esszelt besser geniessen
Gute Isomatte und Schlafsack – es geht nichts über einen tiefen, gesunden Schlaf
Ohropax – die nepalesischen Hunde in den Dörfern sind nachtaktiv
Waschlappen – Duschen gibt es keine, aber das Team bereitet gerne eine Schüssel warmes Wasser vor
Powerbank – der E-Reader und die Kamera brauchen Energie
Früh übt sich: Nepali Kinder laden Brennholz in einen kleinen Tragkorb und bringen es zum Haus. «Es gehört zur Kultur, dass die Kinder schon früh anpacken», erzählt Bettina. Aber natürlich komme auch die Zeit zum Spielen nicht zu kurz.
Selbst ein Trekking ins Auge fassen?
Bettina Lendi und unsere weiteren Trekking-Berater*innen geben Ihnen gerne Auskunft über unsere Trekkingreisen – ob individuell oder geführt in einer Gruppe.