Azoren
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Die Vielfalt der Azoren – Inseln voller Farben, Geschichten und Naturwunder

Neun Inseln mitten im Atlantik – jede mit eigenem Charakter, eigener Farbe und einzigartigen Erlebnissen. Von der grünen Hauptinsel São Miguel über die lila Kulturinsel Terceira bis hin zur abgelegenen Ruhe von Corvo: Die Azoren zeigen sich als Mosaik aus Naturwundern, Traditionen und authentischem Inselleben. Wer sich auf die Reise zu diesem Archipel einlässt, entdeckt eine Welt, die abwechslungsreicher kaum sein könnte. Neun Inselporträts von unserer Mitarbeiterin Jazmin Saa, die die Azoren im Frühling 2025 bereist. 


Die Ostinseln

São Miguel – Die grüne Insel

Mein Einstieg in die Welt der Azoren ist die Hauptinsel São Miguel. Während der Hauptsaison fliegt die Edelweiss direkt nach Ponta Delgada, der lebendigen Hauptstadt São Miguels. Wir reisen mit der TAP – auf dem Hinweg via Porto und beim Rückweg via Lissabon – und landen im Dunkeln auf dem kleinen Flughafen. 

Ich höre das Meer rauschen und sehe auf einer Seite der Landebahn nur ein schwarzes Loch, wo eigentlich das Meer sein sollte. Nicht ohne Grund nennt man São Miguel die «grüne Insel»: Mit dem Mietwagen fahren wir durch sattgrüne Hügel und bestaunen die Kraterseen, darunter die berühmte Lagoa Azul und Lagoa Verde bei Sete Cidades. 

São Miguel ist die grösste Insel der Azoren und bietet eine gute Mischung aus Natur, Kultur und kleineren Städten. Ausgangspunkt vieler Erkundungen ist die lebendige Hauptstadt Ponta Delgada. Auch wenn das Wetter nicht immer mitspielt, ist die Natur ein beeindruckendes Erlebnis. Neben ihrer landschaftlichen Schönheit überrascht São Miguel mit der einzigen Teeplantage Europas und der Möglichkeit, in heissen Quellen zu baden. 

Und wer kennt sie nicht – die kunstvollen Fliesen, die als Strassenschilder dienen? Ihre Herstellung beobachten wir in einem kleinen Dorf auf der Insel.


Santa Maria – Die gelbe Insel

Die Insel liegt südlich von São Miguel und ist geologisch die älteste der Azoren. Zudem ist sie die erste, die entdeckt wurde. Im Vergleich zu den anderen Inseln fallen auf Santa Maria deutlich weniger Niederschläge, was zu einem insgesamt trockeneren Klima führt. Dies zeigt sich besonders in den markanten, roten Erden, die der Insel ihren ganz eigenen Charakter verleihen. Und nicht zuletzt ist die Vegetation weniger sattgrün, und in vielen Regionen prägen gelblich-goldene Töne das Landschaftsbild. Darum heisst sie «die gelbe Insel». 

Santa Maria ist eine der kleineren Azoreninseln und als Verwaltungszentrum dient die charmante Hauptstadt Vila do Porto. Die Insel ist vor allem bekannt für ihren wunderschönen roten Sandstrand bei Praia Formosa, der zu den schönsten der Azoren zählt. 

Ebenfalls beeindruckend ist die «rote Wüste» Barreiro da Faneca, eine einzigartige Landschaft aus rötlichem Sand und Felsen, die man sonst kaum auf den Inseln findet. Diese besondere Kombination aus geologischer Geschichte, trockenem Klima und aussergewöhnlicher Landschaft macht Santa Maria für mich zu einer Insel, die ich unbedingt noch persönlich kennenlernen möchte. Auf meiner jetzigen Reise habe ich sie nicht besucht. 


Die Zentralinseln

Terceira – Die lila Insel

Terceira entdecken wir mit unserem lokalen Guide Diogo. Die Insel wurde als dritte entdeckt und erhielt deshalb ihren Namen. Bei Regen schlendern wir durch die Strassen von Angra do Heroísmo, über die schwarz-weissen Pflastersteine. Nach einem schweren Erdbeben an Neujahr 1980 wird die Stadt originalgetreu wieder aufgebaut. Ein interessantes Detail: Die Häuser mit helleren Dächern stammen aus der Zeit nach dem Beben und verleihen der Stadt ein besonderes Mosaik aus Alt und Neu. Zudem gehört Angra do Heroísmo zum UNESCO-Weltkulturerbe. 

Terceira ist bekannt für ihre vielen Kühe und die weiten grünen Weiden, die wir vom Aussichtspunkt Serra do Cume aus bestens sehen können. Auf der Plattform bläst uns der Wind fast weg – unser Guide hatte uns schon vor dem starken Wind auf den Azoren gewarnt 😉 

Schöne Wanderwege gibt es auf Terceira ebenfalls, einer davon führt zum Rocha do Chambre. Von der Ebene aus laufen wir vorbei an landwirtschaftlichen Betrieben zu einer Lichtung, von der wir einen weiten Blick auf ursprünglichen Wald haben. 

Zur Abkühlung tauchen wir in den Naturpools von Biscoitos ein. Zwischen den Lavafelsen sind Leitern installiert, die einen einfachen Einstieg ins Wasser ermöglichen. Ein persönliches Highlight ist die Katzenkolonie auf dem Monte Brasil. Katzen, die niemandem gehören, haben dort ein Zuhause und werden liebevoll versorgt.


São Jorge – Die braune Insel

São Jorge ist die Wanderinsel schlechthin und bekannt für ihre sogenannten «Fajãs». Dabei handelt es sich um Landdeltas, die durch Lavaflüsse oder Erdrutsche entstanden sind. Viele davon sind nur zu Fuss oder mit Geländewagen erreichbar und wirken wie abgeschiedene Miniwelten. Auf meiner Reise lerne ich drei davon kennen. 

Besonders fasziniert mich das Fajã da Caldeira de Santo Cristo: Zuerst wandern wir einen steilen Hang durch grüne Hügel hinab, plötzlich eröffnet sich die Aussicht auf die Landzunge mit einer kleinen Lagune. Das Dörfchen wirkt leer, und wir begegnen nur einer Handvoll Menschen. Entlang der Küste wandern wir noch zwei weitere Fajãs, wo uns am Schluss unser Guide abholt. Wichtig zu wissen: Die meisten Wanderungen auf São Jorge sind linear. Das heisst am besten organisiert man ein Taxi für den Anfang und das Ende. Taxis sind sich bereits daran gewöhnt. 

São Jorge beeindruckt mich vor allem durch die üppige Natur. Aufgrund der steilen Küsten gibt es hier viel unberührte Landschaft und endemische Pflanzen, mehr als auf den anderen Inseln (dort wurden viele Waldflächen für die Landwirtschaft gerodet). 

Bei unseren Wanderungen begleitet uns Dina, die uns ihre Heimatinsel mit viel Herzblut und Leidenschaft näherbringt. Wir besuchen die Kaffeeplantage ihrer Familie und kosten frisch gebrühten Kaffee. Dazu geniessen wir selbstgebackene Kekse, die ihre Mutter am Morgen gebacken hat.


Pico – Die graue Insel

Bereits von São Jorge aus sehe ich den Pico. Mit 2351 Metern ist der Pico der höchste Berg Portugals und auch aus der Ferne der klare Fokuspunkt. Die Besteigung ist ein eindrucksvolles Erlebnis und jede Anstrengung wert. Wer nicht ganz auf den Gipfel laufen will, kann auch nur bis zum Furnas Abrigo wandern – einem 40 Meter tiefen Vulkanschlot, den Bergsteiger*innen früher als Unterschlupf genutzt haben.    

Erfahren Sie mehr über Pico und die Pico-Besteigung im zweiten Bericht von Jazmin:

zur Story


Faial – Die blaue Insel

Faial ist nur eine halbe Stunde mit der Fähre von Pico entfernt und eignet sich somit bestens für einen Tagesausflug. Unser Guide Tiago nimmt sich Zeit, uns seine Insel zu zeigen. 

Faial besticht – wie die anderen Inseln – durch eine beeindruckende Natur. Im Sommer säumen blaue Hortensien die Strassen. Leider sind wir etwas zu früh dran, die Blumen blühen noch nicht in voller Pracht. 

Ein Highlight der Insel ist das Vulkanmuseum von Capelinhos. Das Museum ist unterirdisch gebaut, um das Landschaftsbild nicht zu zerstören. Dort wird die Geschichte des Vulkanausbruchs der 1950er-Jahre anschaulich erzählt. Es ist eindrücklich zu sehen, wie karg die Landschaft noch ist, obwohl der Ausbruch bereits 70 Jahre zurückliegt. 

Ein weiterer Höhepunkt ist der Krater Caldeira. Leider ist er wegen des Nebels nicht gut sichtbar, trotzdem erspähen wir einen kleinen Blick darauf. 

Zum Abschluss besuchen wir in der Hauptstadt Horta das berühmte Café Peter Sport. Obwohl es in fast allen Reiseführern und Reiseprogrammen vorkommt, ist es ein Muss! Wir geniessen den obligaten Gin Tonic. Im Lokal hängen zahlreiche unterschriebene Fahnen von Segelbooten. Viele Crews suchen im Café Peter Sport weitere Mitglieder für ihre Besatzung, erzählt uns unser Guide. Wer weiss, vielleicht komme ich zurück und werde Teil einer Crew für eine Atlantiküberquerung 😊  


Graciosa – Die weisse Insel

Die eher unbekanntere und zweitkleinste Insel Graciosa habe ich auf meiner Reise nicht besucht. Sie befindet sich ebenfalls im Zentrum der Azoren und von São Jorge aus betrachte ich sie aus der Ferne. 

Aufgrund ihrer Unbekanntheit ist sie eine eher ruhigere Insel und besonders bekannt für das Thermalbad von Carapacho. Die perfekte Insel für Ruhesuchende also. 

Auf der Insel liegt zudem der grosse Krater Caldeira da Graciosa mit einem unterirdischen See.


Westliche Inseln

Flores – Die rosa Insel & Corvo – Die schwarze Insel

Flores – der Name ist Programm! Leider habe ich es nicht bis zur Blumeninsel geschafft, doch unsere Guides schwärmen nur von ihr. Wasserfälle stürzen über steile Felsen, dicht bewachsene Hänge fallen dramatisch zum Atlantik ab, und überall blüht es in leuchtenden Farben. Besonders im Sommer, wenn die Hortensien in Rosa und Blau die Strassen säumen. 

Flores ist ein UNESCO-Biosphärenreservat und gilt als die wasserreichste der Azoreninseln. Kaum ein Ort im Archipel wirkt so unberührt. Gerade weil sie etwas abgelegen und schwerer zu erreichen ist, bleiben die Besucherzahlen überschaubar. Wer bereit ist, den langen Weg auf sich zu nehmen, wird mit einer Landschaft belohnt, die fast schon überirdisch wirkt. Für meine nächste Reise steht Flores ganz oben auf der Liste.

Corvo ist die kleinste und abgelegenste Insel der Azoren. Wahrscheinlich auch die ruhigste. Gerade einmal rund 400 Menschen leben im einzigen Dorf Vila do Corvo. 

Das Herzstück der Insel bildet der Vulkankrater Caldeirão, aus dem fast die ganze Insel besteht. Die Landschaft lässt sich am besten auf einer Wanderung rund um den Krater entdecken. Dabei erlebt man eine einzigartige Ruhe und unberührte Natur, die Corvo so besonders macht.


Kulinarik

Meiner Meinung nach ist die Küche der Azoren eher deftig. Die Hauptspezialität auf den Inseln ist Rindfleisch, ebenfalls gibt es Fisch und Meeresfrüchte. Zirka ein Viertel der in Portugal konsumierten Milch und Milchprodukte stammt von den Azoren.

Auf einzelnen Inseln wie beispielsweise São Miguel und Terceira werden auch exotische Früchte wie Ananas und Bananen angepflanzt. 


Inselhüpfen

Unterwegs mit dem Mietwagen

Die Strassen sind in einem sehr guten Zustand. Je höher es geht, desto kurviger werden sie. «Autobahnen» gibt es nur auf São Miguel und Terceira. Dort gibt es eine zweispurige Schnellstrasse, auf der Sie bis zu 100 km/h fahren dürfen. 

Die Strasse hoch zum Pico ist eher abenteuerlich, aber gut machbar. Fährt man am Morgen hoch, ist es stockdunkel und die Sicht eingeschränkt. 

Was uns auffällt: Es gibt sehr wenige Ampeln, dafür umso mehr Kreisverkehre, vor allem auf Terceira. 

Unseren Mietwagen holen wir pro Insel jeweils am Flughafen ab und geben ihn auch dort wieder zurück. Die Abwicklung ist sehr simpel: Da wir den Mietwagen auf allen Inseln bei derselben Firma gebucht haben, ist das Entgegennehmen unkompliziert.

Inselhüpfen mit Flug und Fähre

Es gibt verschiedene Verbindungen zwischen den Inseln. Von Pico aus fahren Fähren nach Faial und São Jorge. Zwischen São Jorge und Faial besteht jedoch keine direkte Verbindung. 

Von São Miguel aus lassen sich alle Inseln direkt anfliegen, ausser Graciosa und Corvo. Die Flüge erfolgen mit kleinen Propellerflugzeugen und dauern je nach Strecke zwischen 30 und 60 Minuten. 

Aufgrund der unterschiedlichen Verbindungen ist es wichtig, die Reiseroute im Voraus sorgfältig zu planen. Flores und Corvo sind nur per Flugzeug erreichbar. 

Aufgrund des schnell wechselnden Wetters und starker Winde kann es zu Verspätungen kommen. Mein Partner und ich haben genau das auf Terceira erlebt, als wir nach São Jorge fliegen wollten. Nach zwei Landeversuchen kehrten wir nach Terceira zurück und warteten dort ein paar Stunden auf den nächsten Flug. Solche Situationen können vorkommen – daher ist eine gewisse Flexibilität gut, wenn man die Azoren bereist. 


Die Azoren bereisen?

Jazmin Saa und unsere weiteren Berater*innen unterstützen Sie gerne bei Ihrer Reiseplanung.