«Es war meine erste Individualreise mit einem Guide. Und ich gebe zu, es war die teuerste Reise meines Lebens. Doch jeder Franken hat sich absolut gelohnt.» Unsere Mitarbeiterin Nadine Kohli bereist, gemeinsam mit einer Freundin, im Juli 2024 für rund einen Monat Madagaskar. Warum sich jeder einzelne Franken gelohnt hat, erzählt sie Ihnen im Reisebericht.

-
Madagaskar – Eine Reise für alle Sinne
Madagaskar – Eine Reise für alle Sinne
In Madagaskar produzierte «Made in China»-Sandalen
Und schon sind wir mitten im Getümmel eines Marktes und wir versuchen, im Fluss der vielen Menschen mitzulaufen. Alles andere ist zwecklos. Der Geruch ist nicht immer definierbar und wir staunen über die verschiedenen Produkte, die hier angeboten werden: Von Medikamenten, die an der prallen Sonne liegen, bis zu Sandalen, die zwar in Madagaskar produziert wurden, jedoch «Made in China» drauf steht. «So lassen sich die Sandalen besser verkaufen», erklärt uns unser Guide Clément.

Spontane Programmänderungen
Fünf Minuten vorher sitzen wir noch im Auto und kleben mit der Nase am Fenster, als wir aus der Ferne den farbenfrohen Markt mit unzähligen Menschen entdecken. Die Freude ist gross, als Clément uns anbietet, auszusteigen, um über den Markt zu gehen. Solche spontanen Programmänderungen sind bei Gruppenreisen nicht oder nur bedingt möglich.

Diese Madagaskar-Reise ist meine erste Individualreise mit einem Guide. Und ich gebe zu, es ist bis anhin die teuerste Reise meines Lebens. Doch jeder Franken lohnt sich! Schon nur aus dem Grund, persönliche Reisewünsche zu äussern. Besonders geniessen wir es, Clément mit Fragen zu löchern – von politischen Themen bis hin zum alltäglichen Leben der madagassischen Familien.
Kinderlachen und Armut
Auf unserem Morgenspaziergang durch Ranomafana hören wir schon von Weitem herzhaftes Kinderlachen. Wir gehen hin und schauen, was die Kinder machen: Jedes Kind hat einen grossen Autoreifen und zwei Stöcke. Zuerst stossen sie die Reifen gegeneinander und rennen anschliessend in einem Wettrennen die Strasse entlang. Den Kindern dabei zuzusehen und selbst in kindliches Lachen auszubrechen, erfüllt unser Herz mit Freude.
So gross die Freude über solche Momente ist, sie wird oft auch wieder getrübt: Denn auf unserer fast vierwöchigen Reise durch Madagaskar begegnen wir viel Armut. Wir sehen Kinder und Erwachsene in abgetragenen, zerlöcherten Kleidern, die in Europa längst nicht mehr getragen würden.
Auseinandersetzen
Besonders berühren uns die Kinder mit aufgeblähten Bäuchen, die hinter unserem Auto herlaufen und nach Wasser rufen. Solche Bilder bleiben tief in Erinnerung und wir brauchen Zeit, um sie zu verarbeiten. Ich empfehle allen Reisenden, die dieses wunderschöne Land besuchen, sich im Vorfeld auch mit der dortigen Armut auseinanderzusetzen.
Waschtag mit herzlichen Begegnungen
Wir steigen aus unserem Auto aus, um unsere Beine zu vertreten und laufen über eine Brücke. Aus der Ferne hören wir Kinderstimmen, die «Salüüüü Vazaha!» rufen und uns mit einem Lächeln zuwinken. «Vazaha» ist ein madagassisches Wort, das allgemein für Ausländer*innen oder Fremde verwendet wird. Insbesondere für Menschen mit heller Haut.
Bei unserem kurzen Fussmarsch gibt es viel zu sehen. Es ist Samstag und Waschtag. Die ganze Familie packt meistens mit an und oft wird der Waschtag sogar zu einem gemeinsamen Familienausflug: Während die Männer am offenen Feuer das Mittagessen zubereiten, waschen die Frauen die Wäsche im Fluss und die Kinder legen die saubere Wäsche auf die warmen Steine, um sie zu trocknen.
Eine junge Frau schaut zu uns, wir lächeln uns gegenseitig an. Sie winkt uns zu und fordert uns auf, hinunterzukommen. Leider haben wir noch einige Kilometer vor uns und lehnen dankend ab.


Die Zeit im Auto
Die Strassen sind teilweise in einem sehr schlechten Zustand. Sie sind voller Schlaglöcher, so dass unser Fahrer Elie nicht schnell fahren kann und ständig abbremsen muss. Im Auto schüttelt es uns oft stark durch. (Nicht empfehlenswert für Menschen mit Rückenschmerzen). Wir verbringen viel Zeit im Auto, um von einem Ort zum anderen zu gelangen.
Persönliche Reise-Highlights – neben den schönen Begegnungen mit den Einheimischen
Pirogefahrt auf dem Matsiatra-Fluss
Strahlend blauer Himmel und die hügelige Landschaft spiegelt sich im Wasser. Stille. Nur das Gezwitscher einiger Vögel begleitet uns am Morgen auf unserer Flussfahrt mit der sogenannten Piroge auf dem Matsiatra-Fluss. Eine Piroge ist ein Boot, geschnitzt aus einem Baumstamm. Unsere Sitzplätze sind mit etwas Stroh gepolstert.
Später am Vormittag begegnen wir immer wieder Einheimischen am Ufer. Da es keine Strassen gibt, finden die Begegnungen am Fluss statt, wo sich das Leben abspielt. Unsere «Piroguiers», die, die die Boote fahren, plaudern immer wieder mit den Menschen am Ufer. So viel Zeit muss sein.
Nach einem köstlichen Mittagessen an einem Wasserfall, bei dem wir Manjok mit Vanille essen (so fein!), setzen wir unsere Fahrt in der Piroge fort. Die Gesänge von unseren Guides und den Piroguiers begleitet uns. Was für Stimmen! Wir jodeln und singen gemeinsam, denn wir finden sogar ein Lied, bei dem wir alle mitsingen können.
Ein unvergesslicher und einzigartiger Moment, der uns noch lange in Erinnerung bleibt.
Rundwanderung im Tsaranoro-Tal
Ins Tsaranoro-Tal machen eher wenige Tourist*innen einen Abstecher. Die meisten bleiben auf der Nationalstrasse 7, um direkt zum Isalo-Nationalpark zu fahren.
Wir aber bleiben im Tal und entscheiden uns für eine Rundwanderung, bei der wir unter anderem eine Entbindungsstation/ein Krankenhaus besuchen dürfen. Die Krankenschwester erzählt uns, dass in der letzten Regenzeit rund 500 Personen in dieser Region an Malaria erkrankten und zwei Menschen daran starben.
Unser Weg führt uns durch kleine Siedlungen, vorbei an Kattas, auch Ringelschwanzlemuren genannt, und Gräbern. Dabei erzählt uns unser Guide aus der Region ausführlich über die verschiedenen ethnischen Gruppen, die Pflanzenwelt und die Besonderheiten in dieser Region. Unterwegs sehen wir auf den majestätischen Chamäleon-Berg, den man auf einer sechsstündigen Wanderung besteigen kann.
Maromizaha-Reservate
Wie das obengenannte Tal ist auch dieses Reservat bei Tourist*innen noch wenig bekannt. Wir begegnen nur einer einzigen anderen Gruppe, ansonsten sind wir gefühlt alleine unterwegs. Da wir jung und fit aussehen, beschliesst unser Guide, querfeldein durch die Büsche zu gehen, um Lemuren zu suchen. Was für ein steiler Weg! Aber die Mühe lohnt sich: Wir beobachten mehrere Lemuren im Regenwald und weitere faszinierende Dinge.
Einige Tiere tarnen sich so gut, dass wir sie nicht einmal bemerken. Auch die Pflanzen sind äusserst beeindruckend.



Weitere Highlights, kurz zusammengefasst
– Handwerkliche Spezialitäten kennenlernen, jede Region hat ihre eigenen einzigartigen Traditionen:
- Ambatolampy: Aluminiumverarbeitung und Korbwaren
- Antsirabe: Fahrräder und weitere Produkte aus recycelten Materialien, Edelsteinverarbeitung und Verarbeitung von Zebu-Hörnern
- Ambositra: Holzschnitzereien
- Ambalavao: Papierherstellung und Seidenproduktion
– Der Regenwald im Ranomafana-Nationalpark ist bekannt für seine aussergewöhnliche Artenvielfalt, einschliesslich endemischer Tierarten, wie dem Goldenen Bambuslemur.
– Wandern im Isalo-Nationalpark, mit seinen Landschaften aus einzigartigen Sandsteinformationen, tiefen Schluchten und beeindruckenden Felsformationen.
– Der Regenwald im Analamazaotra-Nationalpark bei Andasibe: Hier wohnt der «Indri Indri», der grösste Lemur, der in den Wäldern des Parks beheimatet ist.
– Im Tsimanampetsotse-Nationalpark, in der Nähe von Anakao, beeindruckt mich der Grossmutter-Baobab, ein jahrhundertealter Baobab-Baum.


Resümee
Trotz der schlechten Strassen und der sichtbaren Armut, die während der Reise präsent ist, lege ich Ihnen eine Reise nach Madagaskar ans Herz. Besonders, wenn Sie Naturliebhaber*in und auch ein bisschen abenteuerlustig sind.
Die endemischen Pflanzen, die absolut beeindruckenden Naturlandschaften, die reiche Kultur, die seltenen Tierarten, wie die Lemuren in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten, und die herzliche Gastfreundschaft der Einheimischen machen die Insel zu einem unvergesslichen Reiseziel.
Eine Madagaskar-Reise ins Auge fassen?
Gerne berate ich Sie, ob Sie nun, so wie ich, individuell auf der Insel unterwegs sein möchten oder geführt in einer Gruppe.
